Das 33. Heimatkreistreffen der Lauenburger in Gummersbach

Der Heimatkreisausschuss beendet seine Arbeit

Von Angela Kalbitz

68 Jahre nach Gründung des Heimatkreises der Lauenburger trafen sich die Lauenburger Pommern ein letztes Mal in ihrer Patenstadt Gummersbach im Oberbergischen Kreis.

In einer kleinen Feierstunde im Rathaus Gummersbach am Vormittag des 27. Mai 2023 begrüßte der stellvertretende Ausschussvorsitzende Hans-Jürgen Schlutt kurz die anwesenden Gäste und kündigte die Beendigung der Arbeit der Mitglieder des Heimatkreisausschusses an.

Angela Kalbitz, die seit 1992 dem Heimatkreisausschuss in verschiedenen Funktionen, zuletzt auch als Kassenführerin, angehörte, begrüßte Herrn Prof. Dr. Friedrich Wilke als Vertreter des Oberbergischen Kreises sowie den stellvertretenden Bürgermeister Jürgen Marquardt und als Vertreter der Parteien Herrn Dr. von Trotha, FDP, und der Presse. Sie verlas das Grußwort des Heimatkreisvorsitzenden Roland Lietzow, der aus gesundheitlichen Gründen bereits Anfang 2023 von seinem Amt zurückgetreten war und den Beschluss den Heimatkreisausschuss zu beenden sowohl mit gesundheitlichen Einschränkungen als auch mit dem hohen Alter seiner Mitglieder begründete. Zudem seien die jüngeren Generationen längst in der Bundesrepublik verwurzelt und hätten andere Prioritäten gesetzt. Die Entwicklung der letzten Jahre habe gezeigt, dass immer weniger Lauenburger ihren Weg zu den Heimatkreistreffen gefunden hätten.

ans-Jürgen Schlutt, Karin Hohmann, Angela Kalbitz, Jürgen Marquardt, Prof. Dr. Friedrich Wilke (v.l.n.r.) Foto: KR-KSTA / Michael Kupper
Hans-Jürgen Schlutt, Karin Hohmann, Angela Kalbitz, Jürgen Marquardt, Prof. Dr. Friedrich Wilke (v.l.n.r.) Foto: KR-KSTA / Michael Kupper

Angela Kalbitz warf in ihrer anschließenden persönlichen Ansprache einen Blick zurück auf die Anfänge der Heimatkreistreffen. 1955 trafen sich rund 2.000 Lauenburger zum ersten Heimatkreis in Gummersbach, das sowohl landschaftlich als auch von seiner wirtschaftlichen Struktur her dem Kreis Lauenburg ähnelte und viele Vertriebene von dort aufgenommen hatte. Über nahezu sieben Jahrzehnte unterstützten die Stadt Gummersbach und der umgebende Oberbergische Kreis die Lauenburger und halfen bei der Organisation der Heimatkreistreffen zuverlässig mit. Dafür dankte Angela Kalbitz den Politikern und der Stadtverwaltung herzlich. Heute sei Lębork, das ehemalige Lauenburg, Teil des großen Hauses Europa und damit näher an die Menschen in Deutschland herangerückt. Angela Kalbitz verlas zum Abschluss die Inschrift des Gedenksteins, den der Heimatkreisausschuss vor der evangelischen Kirche in Lauenburg 2008 errichten ließ:

„Zum Gedenken an die deutschen Einwohner, die bis 1945 im Stadt- und Kreisgebiet von Lauenburg in Pommern ihre Heimat hatten und hier ihre letzte Ruhestätte fanden.

Wir wissen uns verbunden mit den polnischen Einwohnern der Stadt und des Kreises Lębork, die nun an diesem Ort leben, und hoffen auf einen bleibenden Frieden zwischen unseren Völkern.

Die ehemaligen Bewohner von Stadt und Kreis Lauenburg“

In seiner Rede hob der stellvertretende Landrat Prof. Dr. Friedrich Wilke die Hauptziele der Patenschaft der Stadt Gummersbach und des Oberbergischen Kreises hervor: Zunächst galt es, die zugewanderten Lauenburger bei der Eingliederung zu unterstützen, daneben sollte das kulturelle pommersche Erbe bewahrt werden und schließlich mit dem Heimatkreistreffen die Möglichkeit der Begegnung der aus ihrer Heimat Vertriebenen zur Erinnerung und zum Erfahrungsaustausch geschaffen werden. Denn nur wer seine Wurzeln kenne, der stehe fest auf dem Boden der Gegenwart und könne so die Zukunft konstruktiv mitgestalten.

Der stellvertretende Bürgermeister Jürgen Marquardt betonte, dass die jüngeren Generationen zurecht eigene Prioritäten setzen, dass aber die leidvollen Erfahrungen der Lauenburger von Krieg und Vertreibung eine Brücke bilden könnten, das aktuelle Leid des Krieges in der Ukraine zu überwinden und einen gemeinsamen Weg in die Zukunft zu finden. Er sagte den Lauenburgern zu, dass Stadt und Kreis auch weiterhin zu ihnen stehen würden.

Die Feierstunde wurde würdevoll eingerahmt von drei Stücken von Amadeus Mozart, die vom Violinenduo Susanne Siller und Albrecht Kendel vorgetragen wurden.

Am Nachmittag kamen dann rund 40 Personen zum letzten Pfingsttreffen der Lauenburger in Halle 32 auf dem ehemaligen Industriegelände der Firma Steinmüller zusammen. Bei Kaffee und Kuchen gab es reichlich Gelegenheit zum Austausch von Erinnerungen und Erfahrungen, Stellwände und eine auf der Leinwand laufende Bilderschau ermöglichten mit ihren zahlreichen Fotos einen wehmütigen Blick zurück in lang vergangene Zeiten des Kreises Lauenburg. Erfreulicher Weise fanden auch einige junge Leute als Begleitung ihrer Eltern und Großeltern den Weg zum Heimatkreistreffen.

Natürlich durfte auch das gemeinschaftliche Singen des Pommernliedes nicht fehlen. Es wurde spontan durch das Spiel der Mundharmonika einer Teilnehmerin bereichert.

Für den Gänsehautmoment sorgte Gerhard Weiß aus Wilhelmshaven mit seiner emotionalen Schilderung aus Kindheitstagen. Eindrucksvoll beschrieb er die Örtlichkeiten seines Heimatortes Sassin, gab Anekdoten leidvoll erfahrener Ungerechtigkeit seitens eines Lehrers preis und erinnerte an die qualvolle Zeit des Einmarsches der Roten Armee und der Vertreibung, in der viele Menschen, darunter vor allem auch Mütter, weit über sich hinauswuchsen und nahezu Unmenschliches leisteten, um ihre Familien zu retten. Das betroffene Schweigen und die ungeteilte Aufmerksamkeit auch der jüngeren Teilnehmer am Treffen zeigte, wie wichtig es ist, die Erfahrungen und Gefühle aus einer Zeit weiterzugeben, die für die meisten Zeitgenossen heute unvorstellbar ist. So bleibt zu hoffen, dass die noch lebenden Zeitzeugen den nachfolgenden Generationen ihre Erlebnisse vermitteln und an vergangene Zeiten und ihre Lebensumstände erinnern, damit der Erlebnisgeneration die Achtung erwächst, die ihr zusteht!

Bildquelle "OBK"
Bildquelle "Stadt Gummersbach"