Das Volk der Kaschuben

 

Knaurs Lexikon sagt aus: slow. Volksstamm an der unteren Weichsel ~ 100.000 Köpfe. Bei uns in Hinterpommem sind die Kaschuben erstmals im Jahre 400 n. Chr. erwähnt.

 

Noffke schreibt: „Das Völkchen der Kaschuben“. Ein Stück ostpommerscher Volksgeschichte.

 

Die Kaschuben ‑ Wenden ‑ westslawischer, pommeranischer Volksstamm hatten zwischen Danzig und der Linie Neustettin‑Belgard an der Persante ihre Herzöge in der Burg Danzig. Eine alte, noch sehr undifferenziert gezeichnete Pommernkarte zeigt das Wort Cassubia bei Neustettin. Diese Menschen waren nach 400 ‑1000 n. Chr. in dieses Land eingewandert, das zuvor germanische Volkschaften, wie die Ostgoten und Skiren, bewohnt hatten.

 

Das besondere Interesse gilt nun der Region, in der sich in Ostpommern die Kaschuben am längsten ihr Wesen und Eigenleben erhalten konnten.

 

Wo kommen die Kaschuben her? heißt es im Volksmund:

„Aus Stolp, aus Stolp, sie sind wie Sand am Meer.“

 

Um 1500 sind die Kreise Lauenburg, Bütow und Stolp noch in starkem Maße von Kaschuben bewohnt. Um 1700 ging in Stolp der kaschubische Gottesdienst ein. Ungefähr ein Jahrhundert später, 1778, wurde noch in folgenden Kirchengemeinden kaschubischer Gottesdienst gefeiert: Rowe, Freist, Dammen, Lupow, Gr. Dübsow, Budow, Zedlin und Altkolziglow, so dass man eine ungefähre Bogenlinie von Norden am Meer nach Süd‑Osten ziehen konnte.

 

Die evangelischen Pastore waren an deutschen evangelischen Fakultäten ausgebildet und sprachen deutsch und zusätzlich dann kaschubisch.

 

Von Westen kam die kontinuierliche Steigerung der Zivilisation und Wirtschaft, der Kultur und die preußische Behauptung gegen Napoleon. Die Machtausweitung dieses Staates nach Süden und nach Westen begünstigte den fast natürlich zu nennenden Eingang in das Preußentum mit deutscher Sprache und deutschem Wesen. Wer wollte schon zurückbleiben? Daher gab es nur in den größeren Kirchspielen Groß-Garde, Schmolsin, Glowitz und Zezenow gegen 1856 nennenswerte Bestände kaschubischen Volkstums. Ging 1832 der kaschubische Gottesdienst in Schmolsin ein, v. 1834 in Groß‑Garde sowie in Glowitz erst ein Jahrzehnt später.

 

Die kaschubische Flamme erlosch in Ostpommern um 1850!

  1. Sitlaff schreibt in seinen Betrachtungen über das Völkchen der Kaschuben:

 

Wenn man die Berichte über Wesens‑ und Lebensart der Kaschuben liest, muß man berücksichtigen, unter welchen Bedingungen diese in früheren Jahrhunderten lebten. Sie waren Fischer, leibeigene Bauern, Bauern oder Arbeiter. Sie wohnten unter primitivsten Lebensverhältnissen mit bis zu 20 Menschen in einer Bauernstube.

 

Wenn negative Urteile über diesen kleinen Volksstamm geäußert wurden, so ist das eine Folge der langen Untertanenzeit, die die Möglichkeit zur eigenen Verantwortung versperrt. Gerhard Sitlaff schreibt weiter: In Putzig betrug der kaschubische Bevölkerungsanteil 1910 über 60% und in Karthaus über 70%.

 

Als ich im Jahre 2002 Karthaus besuchte, war ich mit einer Gruppe Gast eines Brauchtum‑Abends mit Folklore, Tanz und Gesang. Die Tradition wird bis heute fortgesetzt.

 

 

 

Jürgen Weiher

Wermelskirchen, den 01.10.2004